#022 – Serpil Midyatli | stellvertretende SPD-Parteivorsitzende

Nov 26, 2020 | Politik, Staffel Eins

Aktuelle Episode in Worten

Ortswechsel ist angesagt! Nicht im HAUPTSTADTPODCAST-Studio, sondern im Willy-Brandt-Haus sitzen und Wolfgang heute und das natürlich auch nicht alleine. Mit ihnen am TischSerpil Midyatli, die stellvertretende SPD-Parteivorsitzende.  

Wann gibt’s was? 

  • Statt einer zugeknöpften Begrüßung gibt´s ein “Moin Moin” von der stellvertretenden SPD-Parteivorsitzenden (ab Minute 00:00) 
  • Wichtige Statements zu politischem Handeln und Wirken und was sie dazu bewegt hat, in die Politik einzusteigen (ab Minute 4:00) 
  • … aber Moment mal, so schnell wird man ja nicht direkt stellvertretende Parteivorsitzende. The Story behind (ab Minute 16:15) 
  • Serpils persönliche Herzensthemen wie zum Beispiel “Familie ist bunt” und noch viel mehr (ab Minute 20:15) 
  • Die unumgängliche, diskutierte, umstrittene und doch wichtige Sache mit Social Media. Die Politikerin und Powerfrau trifft es auf den Punkt (ab Minute 27:15) 
  • Geballte Extraportion Politik-Talk vom Feinsten (ab Minute 38:00) 
  • Man lernt nie aus und deshalb lernt Wolfgang ein bisschen Rhetorik Know-How vom Profi. Außerdem gibt Serpil ihren Wunsch-Gast bekannt. Und mit dem hätte vermutlich kaum jemand gerechnet (ab Minute 52:30) 

 

Moin x 2 

Als Begrüßung wählt Serpil ein doppeltes “Moin” (“Ihr seid zu zweit, da hab ich mich für Moin Moin entschieden”- einleuchtend).
Die mit ihrem Mann in Schleswig-Holstein lebende Politikerin und zweifache Mutter kommt immer gerne nach Berlin. Sie hat die Stadt und ihre Bewohner bisher immer als freundlich (auch wenn die BerlinerInnen über sich selbst was anderes sagen) erlebt. Einzig und allein bei der Hitze im Sommer fehlt ihr dann doch etwas Wind um die Nase. 
 

Vom Gastraum in die Politik 

Mit gerade mal 45 Jahren ist sie für eine Politikerin noch jung, kann aber schon auf 20 Jahre Politik-Erfahrung zurückblicken, da sie schon Anfang 20 der SPD beitrat. Davor und auch noch währenddessen führte sie ein türkisches Restaurant. Und genau dort begann dann auch alles: Sie wurde als Jungunternehmerin für eine Podiumsdiskussion angefragt. Um Themen wie die doppelte Staatsbürgerschaft, was sie als Frau mit Migrationshintergrund ebenfalls angingen, handelte es sich. Sie willigte ein und so wurde der Stein ins Rollen gebracht. Ihre Devise: “Nur meckern ist ja auch blöd, wenn man wirklich was verändern und gestalten will, muss man mitmachen. Eine Frau, ein Wort? Ein Glück nicht nur eines, sondern ganz viele! Lange war sie auch in der Kommunalpolitik tätig, gerade dort sieht man schneller und direkter Resultate seines Handelns “man kann viel umsetzen”. Gerade auch Themen, die einfach näher am Alltag dran sind
 

Aber WIE wird man eigentlich stellvertretende SPD-Parteivorsitzende? 

Dass man ein solches Amt nicht von heute auf morgen innehat, ist natürlich klar. Zu Beginn war Serpil Landesvorsitzende der SPD und Mitglied im Parteivorstand. Eins kam zum anderen und eines Tages “Und dann kam der Anruf: Schreib mal deine Rede für nachher.” 
Themen, die sie besonders beschäftigen und die ihr am Herzen liegen sind Kinder, Familie und Integration. Da sie ebenfalls aus einer Familie mit Migrationshintergrund stammt, steht sie mit einer ganz persönlichen Motivation dahinter- und das merkt und hört man an jedem ihrer Worte. Gerade hier in Deutschland ist Familie so divers (oder um es in ihren Worten auszudrücken“Familie ist bunt”wie kaum woanders. 
 

Twitter(kommentare) und Facebook-Diskussionen 

Auch Politiker kommen um SocialMedia mittlerweile nicht mehr drumherum. Serpil (er)kennt den Mehrwert, den Plattformen wie Twitter vermitteln können durchaus, auch wenn die Möglichkeit, dass sich jeder anonym zu Wort melden kann, auch ihre Risiken birgt. Drohungen und Shitstorms im www kennt sie natürlich (leider) zu Genüge, was aber für sie nichts Neues ist “Ich bin damit aufgewachsen”, nur damals eben noch in analoger Form. Dass beides schlimm ist, muss ich glaube ich nicht weiter erwähnen. Im Gegensatz zu manch anderen PolitikerInnen sieht sie großes Potential in der neuen Generation “Sie mischt sich ein und ist laut”. Deshalb wird es unbequem für die, die sich versuchen, an festgefahrenen, veralteten Mustern festzuklammern, doch der “Kommodenschrank” mit vielen Schubladen, in die man jeden irgendwo stecken konnte, funktioniert nicht mehr. Und das findet sie super!
Auch wenn sie auf SocialMedia aktiv ist; ihr Privatleben, sprich Mann und Kinder, lässt sie dabei komplett außen vor, die Trennung von Privatem und Arbeit ist für sie enorm wichtig. 
 

Optimistischer SPD-Support  

Er spricht´s aus: Momentan läuft es nicht so geschmiert für die SPD, nur 15 bis 17% Stimmen haben sie. Serpil ist aber trotzdem guter DingeWichtige Themen wie Gesundheitsschutz werden nach wie vor gut umgesetzt. Er ist sogar der Meinung, die SPD sei zu bescheiden. Genug neue Gesichter gibt es ja- aber die will die Welt auch sehen! 
 

Und dann gibt’s auch noch eine kleine Rhetorikstunde und einen sehr überraschenden Wunsch-Gast von Serpil 

Als Person in der Öffentlichkeit, gerade in der Politik, ist Redegewandtheit unabdinglich. Serpil meistert das mit Bravour. In der Hoffnung, sich etwas abschauen zu können (böse Unterstellung, sorry!) hakt Wolfgang nach: Was ist ihr Tipp? Eigentlich ist es ganz simpel: Man nehme 17 Jahre Gastronomierfahrung und schmücke es durch Learning by Doing aus. Gerade bei der Gastronomie spricht Serpil auch mir aus der Seele “Es gibt nichts, was man noch nicht erlebt hat”, das wappnet einen gut für alle anderen Herausforderungen im Leben, besonders in Bezug auf Menschen. 
Und ihr Wunsch-Gast für den HAUPTSTADTPODCAST? Ich hatte tatsächlich auf eine/n Politik-KollegIn getippt, aber etwas komplett anderes ist der Fall: Wie aus der Pistole geschossen kommt: Ashton Kutcher. Und wieder mal muss ich sagen: Ja, bitte! Wolfang tu, was du kannst! Vielleicht ja dann in Hollywood statt im Willy-Brandt-Haus oder HAUPTSTADTPODCAST-Studio?