#026 – Golo Euler Interview | Deutscher Schauspieler & Sympathie-Rakete
Aktuelle Episode in Worten
Eigentlich verdient ja jeder unserer Podcast-Gäste einen roten Teppich zur Begrüßung, aber heute steht jemand auf der Matte (bzw. Dem Teppich), der eben jenen in seiner Berufsbranche schon des Öfteren betreten hat. Vorhang auf und Film ab für Golo Euler!
Wann gibt’s was?
- Kaum zu glauben, aber wahr: auch Schauspieler sind ganz normale Menschen und nicht immer Superhelden. Und selbst wenn: auch Superhelden dürfen ihre Kritik an Berlin äußern. (ab Minute 0:00)
- Ein kleines “How to become an actor”–Tutorial, inklusive Hindernissen, die man überwinden muss (ab Minute 3:30)
- … und dann der nicht so glamouröse Start ins Berufsleben. Aber bitte nicht needy wirken. Beziehungweise: wenn nicht needy, welches Image hat Golo eigentlich? (ab Minute 12:00)
- Das liebste Hass-Thema seit nun einem Jahr in aller Munde: Corona. Dieses Mal: was die Pandemie mit der Filmbranche macht (ab Minute 26:00)
- Wenn Filmcharakter ein Teil der Persönlichkeit werden (ab Minute 29:00)
- Die Sache mit der Eifersucht. Für Golo ein Glück kein Thema. Er erklärt, warum (nicht) (ab Minute 44:00)
- KiTa-Eltern statt Filmcliquen und hitzige Seriendiskussionen (ab Minute 51:45)
- Wie “selbstverliebt” sind die drei Männer wirklich? Außerdem: wie relevant Social Media für gute Rollen sein kann (ab Minute 57:50)
Das erste Mal…
… haben wir diese Woche einen Schauspieler zu Gast im HAUPTSTADTPODCAST. Der deutsche Leinwand-Star, der einen überraschend geerdeten Eindruck macht, schätzt an Berlin besonders die Tatsache, dass man immer und immer wieder überrascht werden kann. Thema “Dreck” ist ein kleiner Minus-Punkt, den aber vermutlich nahezu jede*r Berliner*in unterschreiben würde.
Aber wie kommt man denn überhaupt zur Schauspielerei?
Als Kind oder Teenie träumen viele davon Schauspieler zu werden. Golo wollte aber nicht nur Schauspieler, sondern auch Lokführer werden. Wie es dann schlussendlich die Schauspielerei wurde? “Ich habe mir zu wenig Gedanken gemacht”. Er lacht. “Die Bühne war näher als das Gleis”. Der Beginn gestaltete sich an der Schauspielschule in München zuerst etwas holprig, er flog in der ersten Runder raus. Da Aufgeben aber nicht in Frage kam, bereitete er sich ein Jahr später nochmal besser vor und- kam weiter. Übrigens: Sage und schreibe vier ganze Jahre dauert die Ausbildung!
Tja, und dann?
“Dann bist du Diplomschauspieler”. Statt Regisseur*innen, die sich um die Diplom-Abgänger reißen, folgt zunächst für die Meisten die Ernüchterung. Arbeiten als Barkeeper und bei HFF (Hochschule für Fernsehen und Film) Dreharbeiten. Irgendwie muss man erst mal auf sich aufmerksam machen in dieser harten Branche, sich quasi “selbst vertreiben”, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, mit den richtigen Personen das Gespräch suchen, aber dabei BITTE nicht zu “needy” wirken aka “Hallo, bitte, ich brauche diese Rolle un–be-dingt!”. Golos erste Rolle? War sehr crazy und künstlerisch, meint er. Aber hört selbst.
Vorgefertigtes Image? Wäre ja langweilig
Es stimmt, viele (deutsche) Schauspieler*innen haben sich im Laufe ihrer Karriere ein bestimmtes Image zugelegt, wozu passend sie dann auch immer Rollen bekommen. Immer sehr ähnliche. Ich nenne jetzt keine Namen, aber ich denke, euch erscheint die ein oder andere Person vor eurem inneren Auge. Ist ja auch total ok, wenn diejenigen das so möchten. Golo allerdings kann die Frage nach seinem Image überhaupt nicht beantworten. “Ich will Spaß daran haben und ich glaube, den größten Spaß hat man, wenn man nicht weiß, wie´s geht.” Sich selbst kein Image auferlegen und sich somit auch keine Grenzen setzen, das ist wohl das eheste, wofür Golo steht. Um uns aber schnell wieder auf den Boden, bzw. Teppich der Tatsachen zu holen, holt er noch mal kurz aus und klärt auf über die weniger glamourösen Seite der Branche, die meistens einfach knallhart ist. Die Schere zwischen “Glamour, rotem Teppich und Villa am Strand” bis “Von Chips und Butter leben” ist breit.
Gute Miene zum bösen Spiel- Schauspieler(n) in den Zeiten von Corona
Es ist ein mittlerweile “altbekanntes” Thema, doch tangiert es jeden Beruf und jeden Menschen anders: die Pandemie geht gerade an Künstlern ganz und gar nicht spurlos vorbei. Das Fernsehen darf noch produzieren, unter strengen Auflagen natürlich, schlechter sieht es für Theater oder kleinere Produktionsfirmen aus. Zum ersten Lockdown gab es für Freischaffende die 5.000 Euro. Es ist nahezu absurd (nicht unfair, nur absurd) zu hören, dass Schauspieler exakt denselben Betrag bekommen wie beispielsweise kleine Künstler in meiner persönlichen Umgebung. Planung für neue Projekte? Gibt es kaum. Harte Zeiten für wirklich alle.
Wenn die Rolle zur Persönlichkeit wird
Nach Feierabend den Laptop zuklappen und nach Hause gehen? So kann Golo seinen Arbeitstag nicht beenden. Eben noch ein Bösewicht und dann wieder privater Familienvater- wie schwer ist das “in die Rolle reinfühlen” und “switchen” wirklich? “Wenn man den Charakter über ein paar Wochen mit sich rumträgt, dann ist das sehr anstrengend”. Und ein bisschen übernimmt es auch den eigenen Charakter. Side fact: Früher wurden Schauspieler*innen zwei Stunden nach Aufführungen strafrechtlich nicht als zurechnungsfähig eingestuft. Welche Projekte er mit besonders viel Herzblut umgesetzt hat, über gecancelte Produktionen, das gibt´s in voller Länge im Podcast zu hören.
“Eifersucht? Nein. Es ist ein Business”
Vor allem für uns absolut unverständlich, wie es einen Mann (oder jedes andere Geschlecht) kalt lassen kann, vermeintlich heiße Filmszenen zu drehen. Golo “entschärft” die ganze Sache im wahrsten Sinne des Wortes: “Du siehst den Weichzeichner und die kleinen Schweißtropfen auf der Haut- aber ich stehe im Badmantel da und friere.” Echte Romantik oder sexuelle Spannungen kommen so wohl eher nicht auf, echten Sex gibt´s am Set nicht, meint Golo. Man muss eben vielleicht nur mal zu einem Set der etwas anderen Art, wenn man´s drauf anlegt.
Nicht alles, was glänzt, ist Gold
Scheinwerferlicht, Connecten bis zum Umfallen- dafür muss man schon wirklich gemacht sein. So ein bisschen “Rampensau” steckt vermutlich in jedem*r Schauspieler*in, aus “Film-Cliquen” und ähnlichem hält sich Golo allerdings raus. Ein paar “Pflichtveranstaltungen” darf aber auch er sich nicht entgehen lassen. Doch alles in Maßen, denn die Schauspielerei ist definitiv leider nicht der familienfreundlichste Beruf (seine Frau ist übrigens ebenfalls Schauspielerin und die beiden lernten sich am Set kennen, sie spielte in einer Zeitrückblende seine Mutter- super Story!), statt Film-Freundschaften gibt’s im privaten Leben aber lieber die Eltern von Kita-Freunden der Kinder.
Passend zum Thema: “Nicht alles, was glänzt, ist Gold”: Harte Serienkritik in der HAUPTSTADTPODCAST-Runde!
Ein bisschen Rampensau= ein bisschen selbstverliebt?
Er gibt’s zu: er hört seine eigenen Podcasts gerne zur Entspannung. Golo kann das nicht. Seine eigenen Filme zu sehen, macht er äußerst ungern, denn “ich bin selbst mein größter Kritiker”.
Und wie siehts mit Traumrollen aus? Sehr realistisch. Wolfgang spielt gerne den Marektingspezialisten und fühlt sich in der Rolle wohl. Und Golo? Die Auflösung gibt’s im Podcast!