#007 – Stipo Papic | Ex-Profi-Basketballer, Nationalspieler & Architekt

Sep 17, 2020 | Business, Interview, Staffel Eins

Aktuelle Episode in Worten

Die vermutlich sportlichste, größte und bestkonstruierteste Podcastfolge bisher. Denn: Basketballüberflieger und Architekt Stipo Papic sitzt heute am Mikrofon neben Wolfgang.

Wann gibt es was?

  • David vs. Goliath- der große Architekt verrät seine Ansichten zur Hauptstadt (ab Minute 0:45)
  • Wie früh er seinen Sport für sich entdeckt hat und wie schnell das Ganze zum Selbstläufer wurde (plus seine Erzählungen vom allerersten Alba-Kontakt) erfahrt ihr (ab Minute 4:30)
  • Überschäumende Schampusduschen-Erfahrungen und seine Stellung in der Mannschaft hört ihr (ab Minute 14:30)
  • Stories aus Kasernen und die Freundschaft zu Basketball Größe Dirk Nowitzki (ab Minute 17:45)
  • Das tragische Ende der Sport-Karriere, aber doch eine weise Kopfentscheidung für´s Herz (ab Minute 26:20)
  • Papic baut sich eine neue Zukunft als Architekt auf (ab Minute 31:00)
  • Großer Mann, große Frau, große Kleidung. Plus: ein literarischer Einschub (ab Minute 39:40)
  • Wenn es nach Papic geht, wird der nächste Gast im HAUPTSTADTPODCAST.. Hört selbst. Spoiler: Er ist schon ganz groß rausgekommen. (ab Minute 46:00)

.. oder sollte ich besser sagen “über Wolfgang”? Wer ist der “hohe Besuch”?

Als der 2,06 Hühne den Raum betritt, ziehen wir den treffenden Vergleich “David gegen Goliath”. Der in Berlin geborene Symapthieträger mit kroatischen Wurzeln hat trotz seiner erst 41 Jahre eine abenteuerliche Reise hinter sich. Berlin bedeutet für ihn multi kulti, soweit das Auge reicht (und er hat ja wirklich immer eine gute Aussicht), seine jamaikanische Frau hat er sogar auch hier kennengelernt, “In Berlin kann sich jeder wohl fühlen, weil für jeden etwas dabei ist, womit er sich identifizieren kann”. Man kann ihm nur zustimmen.

Schulbank drücken und Körbe werfen

Es war einmal.. ein nicht ganz so kleiner Junge, der Basketball durch die Schul-AG in der zweiten Klasse für sich entdeckte, bis zu 15cm im Jahr wuchs, unglaublich viel Spaß daran hatte und von seinem Vater dabei unterstützt wurde. Klingt wie ein Märchen, ist aber einfach der Beginn von Stipos Karriere. Basketball galt damals noch eher als Randsportart (war für mich in der Schule jede, weil ich sie von der Bank aus betrachtet habe), was sich änderte, als dann ´93 Deutschland Europameister wurde.
mit 15 wurde Papic von Tibor Pleiß entdeckt und hatte sein erstes Probetraining bei Alba. “Ich ging durch so einen kleinen Gang, der ein bisschen eng war und dann hatte ich echt ein bisschen Schiss, weil ich nicht wusste, was mich erwartet.” Offensichtlich kann er sich aber nicht so doof angestellt haben. Anders als manch andere aufstrebenden Profi-Sportler (“Ich hatte nie vor, Profi-Sportler zu werden.”), kam es für ihn nicht in Frage, die Schule vorzeitig abzubrechen. Chapeau, vor so viel eiserner Disziplin und Vernunft in diesem Alter, in dem die meisten Teenies nicht einmal die Motivation finden, ihre Socken zu waschen.

Der steile Aufstieg war nahezu ein Selbstläufer

Die Frage “wann war denn dann DER Durchbruch?” kann Stipo gar nicht straight beantworten. “Jeder Tag hat Spaß gemacht”. Insgesamt strahlt er eine unerwartete Ruhe und Gelassenheit aus. Nach Ablauf der Doppellizenz spielte er dann komplett für Alba. Lustigerweise war er zuerst Nationalspieler und erst danach fest bei Alba. Ungewöhnlich, aber bei diesem Mann sollte einen eigentlich nichts mehr überraschen. Ganze sechs Mal wurde er Deutscher Meister, Schampusduschen inklusive, Cheerleader nicht (zu Wolfgangs Bedauerm). “Wer ein guter Sportler ist, muss auch gut feiern können.” Ein weiterer Sympathiekorb für Papic!

Bekannte “Größen” wurden zu frühen Freundschaften

Ein Name, den selbst ich kenne, obwohl ich keinen Schimmer von Basketball habe: Dirk Nowitzki. Er und Papic erlebten einiges gemeinsam, ob nun für ein Turnier, untergebracht in Mehrbettzimmern in der Mannheimer Kaserne (heute unvorstellbar für Sport-Superstars) oder bei Spielen, der “kleine Dirk und der kleine Stipo” waren damals erst 17 Jahre alt, was bei dem ganzen Trubel schnell mal vergessen und kaum vorstellbar wird. Stipo verrät “Bei Dirk war das Jedem früh klar, dass er mal ganz groß rauskommt.” (die Steilvorlagen häufen sich wieder).

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Leider

.. Und so blieb auch der sanfte Riese nicht verschont vor Sportverletzungen. Alle Kreuzbänder noch heile, aber eine gefährliche Herzmuskelentzündung setzte ihn schließlich mehrere Monate außer Gefecht. Lange konnte er die Füße nicht stillhalten und die vorzeitige Wiederaufnahme des Trainings versetzte ihm einen derartigen gesundheitlichen Rückschlag, dass er mit 27 schon so viel Charakterstärke und Vernunft zeigte und beschloss, den Ball zuhause und die Schuhe im Schrank zu lassen.

Beruf statt Basketball

Nicht falsch zu verstehen, Profi-Basketball IST natürlich ein Beruf. Aber für Papic stand schon vor und auch immer während seiner Karriere im Sport fest “Ich wusste, ich werde irgendwann Architektur studieren.” Ein Mann, ein Wort. Naja, sieben. Er zog sein Architekturstudium durch, schloss es mit einem Master ab und hat jetzt sein eigenes Architekturbüro in Berlin. Sein Traum wäre- natürlich- mal eine Basketballhalle zu bauen. Wolfgang wünscht  sich eigentlich nur einen schönen Platz zum Zelten. 

Schuhe, Kleidung und Bücher für Giraffen

Zur Erleichterung aller großen Menschen ist es mittlerweile einfacher geworden, große, lange Klamotten und Schuhe zu bekommen (ein “Dankeschön” an dieser Stelle an meine Mutter, die mir als Teenie nie gesagt hat, dass der Rock für meine 1,80m einfach zu kurz ist). Das ewige Kopfstoßen beim Aussteigen aus der Bahn, Einsteigen in Autos oder das “für Fotos in die letzte Reihe stellen” wird vermutlich aber immer so bleiben. Seine Frau Michelle Bartley, die mit ihren 1,73m auch gar nicht so klein ist, hat ein Kinderbuch veröffentlicht. “Giraffe travels”. Das Groß-Sein bleibt also nach wie vor Thema, anders als das Basketball. Seit dem Ende seiner Sportkarriere hat Papic endlich Zeit für ganz andere Sportarten- Ski fahren zum Beispiel.

Muss der HAUPTSTADTPODCAST demnächst ausbauen?

.. Denn die abschließende Frage, wen Papic sich mal zu Gast im Podcast wünschen würde, beantwortet er mit “Dirk würde ich gerne mal wiedersehen”. Wenn das so weitergeht, muss die Tür zum HAUPTSTADTPODCAST in die Höhe erweitert werden. Wolfgang freut sich auf seinen nächsten Kaffee, alle sind glücklich. Manchmal kann es auch einfach mal märchenhaft schön sein. Bis der Kaffee dann leer ist.