#009 – Wolfgang Bosbach | CDU-Urgestein & beliebter deutscher Politiker

Okt 1, 2020 | Interview, Politik, Staffel Eins

Aktuelle Episode in Worten

Letzte Woche war es kulinarisch, diese wird es politisch. HAUPTSTADTPODCAST macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Heute beehrt uns der bekannte und außergewöhnlich beliebte Politiker Wolfgang Bosbach. Los geht´s!

Wann gibt’s was?

  • Wolfgang will wissen: Wie ist Berlin für den beliebten Politiker? (ab Minute 2:00)
  • Auch Politiker haben Familien. Dass das nicht immer so leicht unter einen Hut zu bringen ist und welche schönen Neuigkeiten es von seiner Frauenpower-Bande gibt, hört ihr (ab Minute 5:15)
  • Ob Büropartner mit Kohl oder Pläuschchen mit Schröder: Bosbach kennt sie alle- auch ganz privat (ab Minute 9:15)
  • Bosbach verrät uns seine Lieblingsmomente seiner Karriere (ab Minute 10:15)
  • Bekannt und beliebt wie ein bunter Hund. Warum? Das erfahrt ihr (ab Minute 11:45)
  • Corona tangiert uns alle unterschiedlich. Bosbach zeigt uns seine Sicht auf die Lage (ab Minute 16:30)
  • Wirkungsvoll erklärt uns der Politiker seine Wirkungsweise in der Politik. Medienscheu, verständnisvoll und empathisch. Aber vor allem: echt (ab Minute 21:15)
  • Farbenfrohe Politik-Prognosen und noch mehr authentisch-sympathische Statements gibt’s (ab Minute 30:30)
  • Who´s next? Vier Antwortmöglichkeiten ohne Joker? (ab Minute 49:00)

Zur Person Wolfgang Bosbach. Wo soll man da nur anfangen?

.. Irgendwie am Anfang. Was bei Herrn Bosbach gar nicht so leicht ist. Denn der allseits beliebte Sympathieträger (genauer gesagt gilt er als einer der beliebtesten Politiker Deutschlands) hat eine beeindruckende Vita. So war er unter anderem Abgeordneter im Deutschen Bundestag, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Innenausschusses. Tatsächlich ist er ganz ursprünglich aber aus einer GANZ anderen Branche: “In meinem ersten Leben war ich Supermarktleiter”. Dann wurde er Anwalt. Und ehe er es sich versah, war er so tief in der Politik, dass er es über 20 Jahre nicht mehr rausschaffte – ein Glück.
Wolfgangs einleitende Frage nach den persönlichen Pros und Contras zu Berlin, kann bedauerlicherweise gar nicht so richtig beantwortet werden. “Berlin war immer nur ein Arbeitsplatz. In 17 Jahren habe ich es gerade zweimal in die Oper und einmal ins Kino geschafft.” Na, vielleicht kann er das ja nun nachholen.

Und manches lässt sich nicht nachholen. Nicht nur Politiker, sondern auch Vater und Ehemann

Der “Wolfgang 2.0” des HAUPTSTADTPODCASTS zog 2002 berufsbedingt mit dem Umzug des Deutschen Bundestages von Bonn nach Berlin für die Sitzungswochen aus seiner Heimat Bergisch-Gladbach in die Hauptstadt. Seine Familie, 3 Töchter und seiner Frau lebten weiterhin in seinem Wahlkreis. Wolfgang Bosbach wohnte 18 Jahre in einem Berliner Hotel und verbrachte die Wochenenden mit seiner Familie in Bergisch-Gladbach. Dass der Spagat zwischen Politikerdasein und fürsorglichem Familienvater manchmal kaum zu bewältigen war und er vieles in der Entwicklung seiner Töchter verpasste, spricht er mit großem Bedauern in Stimme und Mimik aus. Auf die Aussage “Sie haben ja drei erwachsene Töchter.” verschluckt er sich fast und räuspert sich: “Volljährig ja, erwachsen? Naja!” Die jüngste der Dreien hat schon geheiratet; aufgrund der Corona-Einschränkungen wurde die deutsch-türkisch-kurdische Großformatsveranstaltung von 1000 auf 150 und schlussendlich auf 60 minimiert, Bosbach schwärmt aber von der intimen Stimmung, die bei 1000 Gästen sicher so nicht aufgekommen wäre.

Bosbach macht Politik emotional, wirkungsvoll- und Wolfgang sogar verständlich

Die Liebe im Raum ist förmlich spürbar. Bosbach kennt sie alle (immerhin ist er schon ´94 in den Bundestag gewählt worden) Helmut Kohl, Gerhard Schröder und natürlich Angela Merkel. Mit Kohl war er nach dessen Kanzlerzeit sogar noch fünf Jahre Büronachbar. Zu seinen emotionalsten, besonders tollen Momenten seines Wirkens, hat er aus dem Stehgreif zwei Beispiele parat: die Rede von Papst Benedikt im Deutschen Bundestag und die Verhandlungen für die Entschädigung für die NS-Zwangsarbeit. Diese erstreckten sich über 1,5 Jahre und waren laut seiner Aussage für ihn “eine juristische, historische, völkerrechtliche Erfahrung”, auch wegen der Begegnungen mit ehemaligen Opfern und Zeitzeugen.

Das (Sympathie-)Geheimnis?

Sätze wie “Sie sind ja genauso wie im Fernsehen, völlig normal!” bei persönlichen Kennenlernen, hat Bosbach im Laufe seiner Karriere oft gehört. Sein Tipp? “Man braucht gute Argumente für die eigene Haltung, dann bekommt man Respekt, auch wenn die Meinung nicht geteilt wird.” Die Balance zwischen “den eigenen Kopf durchsetzen, sich treu bleiben und gleichzeitig gut bei den Kollegen anzukommen”, hat er offensichtlich erfolgreich gemeistert. Es scheint, als ziehe er morgens nicht einfach nur ein Paar Schuhe und seinen Anzug an, sondern setze sich noch eine Extraportion Authentizität obendrauf. Als charakteristisches Accessoire, wie einen Hut.

Corona- die Folgen aus politischer Sicht

Erschreckende Fakten: 97 Milliarden Euro Schulden hat der Staat durch die Pandemie angehäuft- bisher. Und diese können unmöglich in absehbarer Zeit abbezahlt werden. Ein Impfstoff wäre seiner Meinung nach nicht DIE Rettung, denn dann ist immer noch nicht klar WIE dieser eigentlich wirkt. Eine Aussage, die wir im Podcast schon von einem anderen Gast gehört haben: “Die Angst ist das Schlimmste und die Politik tut nicht genug, um die Angst zu mildern oder gar zu nehmen.” Spannend ist auch, zu hören, welche Wirtschaftszweige am meisten unter der Situation zu leiden haben und welche vielleicht sogar einen kleinen Boom dadurch erfahren. (anhören lohnt sich, der Experte erklärt wirklich interessant und volksnah!). Er kritisiert, wie radikal Corona die Menschen in zwei Gruppen kategorisiert: Die, die sich den Maßnahmen ohne zu murren beugen und die “mit den Aluhüten und Reichskriegsflaggen”. Denn es gibt auch die dritte, weitaus realistischere, größere Gruppe: der Teil der Menschen, die aus echter wirtschaftlicher Not heraus handeln, Maßnahmen für sinnvoll erachten, aber auch in Frage stellen.

Politik-Talk, aber in spannend!

.. nicht nur für Wolfgang, sondern auch für mich (ich arbeite an meinem politischen Wissen und Verständnis, Bosbach ist ein guter Anreiz). Merkel will nicht mehr, es kommt also ganz sicher einiges an Neuem auf uns zu. Ihren Wunsch nimmt er sehr wohlwollend und menschlich zur Kenntnis “Wenn sie es selbst will, muss sie loslassen”. Außerdem tut er im Podcast auch seine neuen Favoriten kund (die ich jetzt nicht verraten werde) und bringt uns die Rede- und Schreibskills eines Politikers nahe. Wolfgang ist zutiefst beeindruckt und Bosbach hat seit heute definitiv einen Fan mehr. Weiter geht es mit wilden Farbspielen (mögliche Koalitionen). Mit seinem authentischen Naturell zieht er schon junge Menschen in seinen Bann und begeistert sie für das Thema. Was wahrscheinlich nicht ganz ungeschuldet seiner Aussage ist “Ich denke mir bei vielen Politikern ´mach dich doch mal locker, sei mal so, wie du bist.´” Dem gibt es quasi nichts mehr hinzuzufügen.

Die Frage aller Fragen

Wer den bisherigen Podcastfolgen GANZ aufmerksam gelauscht hat, weiß, welcher Frage sich abschließend alle Gäste stellen müssen: Who´s next? Wen wünscht sich der heutige Hauptakteur im HAUPTSTADTPODCAST demnächst an seine Stelle? Für Bosbach ist klar: Günther Jauch, der “einer der klügsten Köpfe der Republik” sei. Dann dürfen wir gespannt sein, ob Jauch bald auf dem Stuhl sitzt und mit Fragen gelöchert wird- allerdings ohne Joker.

Wichtige Zusatzinfo: Die neue Folge des HAUPTSTADTPODCASTS kommt jeden Donnerstag um Punkt 00:00 online, darauf ist Verlass.